106
Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648.
Karls V. Kriege mit Franz L von Frankreich ; die Erwerbung Böhmens und Ungarns.
Der erste § m. Karls V. Kriege mit Franz I. In den Kriegen, die Karl V. Rnc0‘ mit Franz I. von Frankreich führte, handelte es sich besonders um die Herrschaft über Italien, zumal über Mailand, das deutsches Reichslehen, aber von den Franzosen in Besitz genommen war. In Oberitalien wurde mit Schlacht bei wechselndem Glücke gesochten; da wurde Franz 1525 in der Schlacht
*iaoin' bei Pavia nicht nur besiegt, sondern auch gefangen; er wurde nach
Madrid geführt.
Hier verstand er sich zu einem Vertrage, in dem er alle Forderungen Karls zu erfüllen versprach. Aber er hielt ihn nicht, sondern schloß sofort nach seiner Befreiung gegen den Kaiser ein Bündnis mit mehreren italienischen Regierungen, u. a. dem Papste, der in Sorge über Karls wachsende Macht Der zweite in Italien war und für seinen Kirchenstaat fürchtete. So begann ein ßriefl- zweiter Krieg. Dessen denkwürdigstes Ereignis ist es, daß im Jahre
1527 die deutschen Landsknechte, erbittert über die säumige Soldzahlung
und in offener Empörung begriffen, ihre Befehlshaber zwangen sie nach Rom zu führen, wo sie reiche Beute zu machen hofften. Selbst gegen ihren bewährten Führer Georg von Frundsberg richteten sie ihre Spieße; in der Erregung traf diesen ein Schlaganfall, dem er bald darauf erlag. Karl von Bourbon, ein französischer Prinz, der zu Karl übergegangen war und das Heer befehligte, tat den Empörten den Willen und führte sie Erstürmung vor Rom. Bei der Bestürmung 'wurde er selbst tödlich , getroffen; aber 9iom die Mauern wurden erstiegen, und während der Papst in der Engelsburg eine Zuflucht gefunden hatte, herrschten die deutschen Landsknechte, plündernd und die kirchlichen Einrichtungen verhöhnend, wochenlang in der ewigen Stadt.
Im Jahre 1529 kam der Friede zustande; Franz leistete auf Italien Verzicht. Auch mit dem Papst versöhnte sich der Kaiser. Er kam im Jahre 1530 mit ihm in Bologna zusammen und ließ sich dort von ihm zum Karl, Kalftr-Kaiser krönen; er ist der letzte deutsche Kaiser*, der seine Krone von einem tröhung. Papste erhalten hat.
§112. Die Türkengefahr und die Erwerbung Böhmens und Ungarns durch das Haus Habsburg. In jener Zeit erschienen die Türken an den Grenzen Deutschlands. Ihr Sultan Su leim an der P r ä ch t i g e fiel -im Jahre 1526 über Ungarn her und besiegte den König Ludwig von Ungarn und Böhmen in einer Schlacht; auf der Flucht ertrank dieser selbst in einem angeschwollenen Bache. Der Erbe seiner Lander war
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Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648.
Karls V. Kriege mit Franz I. von Frankreich; die Erwerbung Bhmens und Ungarns.
sgie?6 / Iii. Karls V. Kriege mit Franz I. In den Kriegen, die Karl V. mit Franz I. von Frankreich fhrte, handelte es sich besonders um die Herr-schast der Italien, zumal der Mailand, das deutsches Reichslehen, aber von den Franzosen in Besitz genommen war. In Oberitalien wurde mit Schlacht bei wechselndem Glcke gefochten; da wurde Franz 1525 in der Schlacht ^aia' bei Pavia nicht nur besiegt, sondern auch gefangen; er wurde nach Madrid gefhrt.
Hier verstand er sich zu einem Vertrage, in dem er alle Forderungen Karls zu erfllen versprach. Aber er hielt ihn nicht, sondern schlo sofort nach feiner Befreiung gegen den Kaiser ein Bndnis mit mehreren italienischen Regierungen, u. a. dem Papste, der in Sorge der Karls wachsende Macht Der zweite in Italien war und fr seinen Kirchenstaat frchtete. So begann' ein Shie!' zweiter Krieg. Dessen denkwrdigstes Ereignis ist es, da im Jahre 1527 die deutschen Landsknechte, erbittert der die sumige Soldzahlung und in offener Emprung begriffen, ihre Befehlshaber zwangen sie nach Rom zu führen, wo sie reiche Beute zu machen hofften. Selbst gegen ihren bewahrten Fhrer Georg von Frundsberg richteten sie ihre Spiee; in der Erregung traf diesen ein Schlaganfall, dem er bald darauf erlag. Karl von Bourbon, ein franzsischer Prinz, der zu Karl bergegangen war und das Heer befehligte, tat den Emprten den Willen und fhrte sie Erstrmung vor Rom. Bei der Bestrmung'wurde er selbst tdlich getroffen; aber die Mauern wurden erstiegen, und während der Papst in der Engelsburg eine Zuflucht gefunden hatte, herrschten die deutschen Landsknechte, plndernd und die kirchlichen Einrichtungen verhhnend, wochenlang in der ewigen Stadt.
Im Jahre 1529 kam der Friede zustande; Franz leistete auf Italien Verzicht. Auch mit dem Papst vershnte sich der Kaiser. Er kam im Jahre 1530 mit ihm in Bologna zusammen und lie sich dort von ihm zum Karls Kaiser- Kaiser krnen; er ist der letzte deutsche Kaisen, der seine Krone von einem ironung. erhalten hat. /
112. Die Trkengefahr und die Erwerbung Bhmens und Ungarns durch das Haus Habsburg. In jener Zeit erschienen die Trken an den Grenzen Deutschlands. Ihr Sultan Suleiman der Prchtige fiel im Jahre 1526 der Ungarn her und besiegte den König Ludwig von Ungarn und Bhmen in einer Schlacht; auf der Flucht ertrank dieser selbst in einem angeschwollenen Bache. Der Erbe seiner Lnder war
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238
Vierte Periode des Mittelalters.
ein, damit er über seine Regierung Rechenschaft ablege. Da er nicht erschien, so wurde er als „saumseliger Entgliederer des Reiches" abgesetzt und am folgenden Tage zu Rense der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum Reichsoberhaupt gewählt.
Ruprecht von der Pfalz 1400— 1410 war ein tapferer, milder und gerechter Fürst. Aber es zeigte sich bald, daß auch er den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war, obgleich ihm Wenzel die Krone nicht streitig machte. Es lastete damals ein doppeltes Unheil auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Einfall der Türken in Europa.
Die Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — 1417) war 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon feinen Sitz hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu fein, bannte den Gegner und feinen Anhang und rief dadurch die größten Übelstände in der Christenheit hervor. Zwar setzte 1409 die Kirchenversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und ebenso viele Parteien.
Die Türken. Eine andere Gefahr drohte dem Reiche von Osten her durch die Türken, die bereits auf der Balkanhalbinsel festen Fuß gefaßt hatten. Als nämlich der letzte seldschuckische Sultan von Jkonium gestorben war, hatte der türkische Statthalter in Kleinasien, Osman I. (1288 bis 1326), dessen Herrschaft an sich gerissen und 1299 den Sultantitel angenommen. Unter ihm und feinem Nachfolger Urchan {1326 — 1359) war dann die Osman enherrschaft in Vorderasien bedeutend erweitert worden. Murad I. (1359 —1389) war mit den durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken 1359 von Asien aus in das griechische Kaiserreich eingefallen und hatte 1360 Adrianopel erobert und zu seiner Hauptstadt erhoben. Nachdem er mit seinen Janitscharen die slawischen Volker bis zur unteren Donau unterworfen hatte, und bei Kossowa (1389) gefallen war, hatte fein tapferer Sohn Bajazet I. (1389 —1402) die siegesmutigen Türkenscharen über die Donau geführt, die Walachei zins-pflichtig gemacht und die Grenze des südlichen Ungarns überschritten. Hier hatte sich ihm Sigismund, Wenzels Bruder, entgegengestellt, der durch feine Vermählung mit Maria (§. 42, 11), der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig des Großen, das Königreich Ungarn erworben hatte, war aber in der blutigen Schlacht bei Nikopolis
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Wenzels_Bruder Maria Maria Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rom Avignon Kleinasien Vorderasien Asien Donau Donau Ungarns Ungarn
240
Zeittafel.
1348 1356
13731415 1377
13781417 1378-1400
1386 1388
1397
14001410
1409 1410-1437
1410
1414-1418
Grndung der ersten deutschen Universitt Prag.
Die Goldene Bulle.
Blte des Deutschen Ordens (Winrich von Kniprode).
Krieg der Hansa gegen Waldemar Iv. von Dnemark; Friede zu Stralsund (1370).
Philipp der Khne, erster Herzog von Burgund.
Die osmauischeu Trken, seit 1300 in Kleinasien, setzen nach Europa der; Hauptstadt Adrianopel.
Anfnge des Humanismus (Petrarca) und der kirchlichen Reformbestrebungen (Wiclif in Oxford).
Die Luxemburger in der Mark Brandenburg.
Sieg der schwbischen Städte der Ulrich, Eberhards des Greiners Sohn, bei Reutlingen.
Die Kirchenspaltung. Ppste in Rom und Avignon.
Wenzel (+ 1419).
Karl Vi., König von Frankreich, verfllt in Wahnsinn. Streit der Parteien Orleans und Burgund.
Venedigs Sieg der Genua.
Ladislaus Jagello, Grofrst von Litauen, Schwieger-shn Ludwigs des Groen von Ungarn und Polen, vereinigt Polen und Litauen (1386).
Siegmund, Schwiegersohn Ludwigs des Groen, König von Ungarn, bei Nikopoli besiegt (1396).
Sieg der Schweizer der Leopold Iii. von Osterreich bei Sempach, 1388 der seinen Sohn bei Nfels.
Sieg Eberhards des Greiners der die schwbischen Städte bei Dffingen.
Die Visconti Herzge in Mailand.
Die Union von Kalmar; Knigin Margarete.
Absetzung Richards Ii. von England (1399). Heinrich Iv., Herzog von Lancaster, wird König.
Ruprecht von der Pfalz.
Johann Hus in Prag. Die deutschen Studenten ver-lassen Prag und ziehen nach Leipzig (1409). Die Medici in Florenz.
Sieg des Tatarenfrsten Timurleuk der die Trken bei Angora.
Das Kardinalkonzil zu Pisa; drei Ppste.
Kaiser Siegmund (zugleich König von Ungarn).
Wladislaw Jagello siegt der den Deutschen Orden bei Tannenberg. Heinrich von Plauen. Erster Friede zu Thorn (1411).
Das Konzil zu Konstanz. Beseitigung der Kirchenspaltung, Scheitern der Reform.
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Extrahierte Ortsnamen: Prag Burgund Kleinasien Europa Oxford Brandenburg Reutlingen Rom Avignon Frankreich Burgund Venedigs Genua Ungarn Polen Polen Ungarn Osterreich Sempach Mailand England Prag Leipzig Florenz Angora Ungarn Tannenberg Thorn
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und sterreichischen Lnder, von Mailand, Burgund, den Niederlanden und den neuentdeckten Lndern in Amerika besa er ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging. (Universalmonarchie.)
Mit dem 19. Lebensjahre wurde er zum Kaiser gewhlt, als er 30 Jahre alt war, empfing er zu Bologna von einem Legaten des Papstes die rmische Kaiserkrone; es war die letzte Kaiserkr-nnng, die ein Papst vollzog (1530).
2. Karls Kriege, a) Die Kriege gegen Franz I. Durch die Wahl Karls zum Kaiser sah sich Franz I., der König von Frankreich, von zwei Seiten bedroht; da sich andrerseits die Franzosen in Ober-italien, das ein deutsches Reichslehen war und als solches vom Kaiser beansprucht wurde, festgesetzt hatten, desgleichen Burgund von Karl V. als Eigentum feines Hauses zurckgefordert wurde, kam es zwischen Franz I. und dem Kaiser zu mehreren Kriegen. In Italien unterlagen die Franzosen der Tapferkeit der deutschen Laudskuechte unter der Anfhrung Georg Fruudsbergs, und in der entscheidenden Schlacht bei Pavia (1525) wurde Franz I. geschlagen und gesangen genommen.1) Frankreich verzichtete aus Mailand und Neapel und versprach, Burgund herauszugeben; Franz I. erhielt dafr seine Freiheit wieder.
Die Kriege gegen Franz I., die in die Zeit von 15211544 fallen und von den Trkenkriegen und den Zgen Karls nach Afrika unter-brochen und zuletzt von feiten Frankreichs mit Hilfe der Trken gefhrt wurden, fanden ihr Ende in dem Frieden von Crespy (Departement Aisne). Frankreich verzichtete auf Mailand und Neapel, Karl auf Burgund.
b) Die Kriege gegen die Trken. Der Sultan Suleiman Il, ein unternehmungslustiger, tatkrftiger Fürst, suchte dte Herrschaft des Halbmondes weiter nach Westen hin auszudehnen und ein Weltreich zu grnden. Er drang in Ungarn ein, eroberte Belgrad und schlug den König von Ungarn in der blutigen Schlacht bei Mohacz (1526). Zwar zog der Sultan sich zurck, aber die Trkeugesahr war damit nicht verschwunden.
Nach drei Jahren (1529) kehrten die Trken zurck und trieben den Brnder des Kaisers, den König Ferdinand von Bhmen und Ungarn, bis Wien zurck, das sie vergeblich belagerten. Als nach dem Nrnberger Frieden die Protestanten dem Kaiser Hilfe leisteten, wich
:) Vergleiche Hoffmanns von Fallersleben Gedicht: Schlacht bei Pavia." An seine Mutter schrieb der König: Tout est perdu fors 1' konneuiy'
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Extrahierte Ortsnamen: Mailand Burgund Niederlanden Amerika Bologna Frankreich Italien Pavia Frankreich Mailand Neapel Burgund Karls Afrika Frankreichs Frankreich Mailand Neapel Burgund Ungarn Belgrad Ungarn Ungarn Wien Pavia
s
Friedrich H Kreuzzug. Mongolen. 121
N.c.t.
5) Otto Iv. allgemein anerkannt, alsbald mit dem 1208.
Pabste entzweit, erkommunicirt, wird von Friedrich von
Sicilien, den die Hohenstaufen heranrufen, und der sich mit
Philipp August von Frankreich verbindet, bei Tournai ge-1214.
schlagen, stirbt auf der Harzburg 1218.
6) Friedrich H. zu Aachen von dem Erzbischof von 1215.
Mainz und zu Rom von dem Pabste Honorius Iii. gekrönt,
— seine Versprechungen, Kreuzzug (Damiette den Christen
entrissen); Vermählung mit Jolantha, der Tochter Johann's
von Brienne, des Titularkönigs von Jerusalem, — König
von Jerusalem 1225.
Fünfter Kreuz zu g : Friedrich, vom Pabste Gregor Ix. 1228.
gedrängt, und selbst erkommunicirt, ist glücklich im Morgen-
lande, gewinnt die deutschen Ordensritter, und schließt mit
dem ägyptischen Sultan Al-Kamel einen zehnjährigen Waffen-
stillstand, seine Krönung zu Jerusalem. Nach seiner Rückkehr
alsbald Frieden mit dem Pabste 1230; aber die Lombarden
widerstreben. Die Empörung seines Sohnes Heinrich dämpft
schnell Friedrich, vermählt sich mit Jsabella von England,
gleicht sich aus mit Otto dem Kinde 1235, und ist seit 1236
fortwährend in Italien gegen die trotzigen Lombarden und
den Pabst beschäftigt. Deutschland wird durch den Sieg der
Mongolen unter Batu, einem Enkel Dschingiö-Chan's, 1241.
bei Liegnitz in Schrecken gesetzt* *).
Andreas von Ungarn 1217 mit mehren deutschen Fürsten (Damiette
können sie nicht behaupten). — Der Kreuzzug gegen die Albigenser
im südlichen Frankreich, von Innocenz I!l. schon 1218 geboten, zeichnet
sich bis 1229 nur durch Grausamkeiten aus.
*) Unter den mongolischen nomadisirenden Horden der jetzigen Ta-
tarei erhob sich im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts Dschingis-
Chan zum Oberhaupte empor, er erobert Peking 1215, vernichtet das
chowaresmische Reich rc., unterwirft durch seinen Sohn Dschudschi 1224
das südliche Rußland, starb 1227. Sein Sohn Oktai, der ihm nach-
folgt, bezwingt durch Dschudschi's Sohn, Batu, das nördliche Ruß-
land (1238 Moskau und 1240 Kiew zerstört). Ein mongolisches Heer
dringt durch Polen, siegt bei Liegnitz, während Batu Ungarn verwüstet;
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Otto Friedrich_von
Sicilien Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Friedrich_H. Friedrich Honorius_Iii Honorius Johann's
von_Brienne Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Jsabella_von_England Otto Andreas_von_Ungarn Innocenz_I!l Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Tournai Harzburg Mainz Jerusalem Jerusalem Jerusalem Italien Deutschland Liegnitz Frankreich Peking Moskau Kiew Polen Liegnitz Ungarn
§. 27, 5. Friedrich Ii.
177
Ludwig Ix. von Frankreich lehnte die ihm angebotene Krone ab. Der Bannfluch wirkte jedoch auf die Haltung der lombardischen Städte, welche den Kaiser mit Glück bekämpften. In dieser Not rückte Friedrich vor Rom, um zuerst den greisen Gregor zu demütigen. Gregor versuchte mit Hilfe einer Kirchenversammlung seine Pläne durchzuführen; allein da er nur Gegner des Kaisers zu derselben einlud, so untersagte der Kaiser den Zusammentritt der Bischöse, Äbte und Prälaten, und als sich diese demungeachtet auf die Reise begaben, überfiel sie Enzio mit der kaiserlichen und pisa-nischen Flotte, nahm über 200 Geistliche auf genuesischen Schiffen gefangen und sandte sie in silbernen Ketten nach Neapel. Über diesen Gewaltschritt der Hohenstaufen starb Gregor, fast 100 Jahre alt, (1241) vor Kummer und Ärger.
Während dieser Vorgänge in Italien waren wilde Horden der mit den Hunnen verwandten Mongolen oder Tartaren aus Mittelasien nach Europa gekommen, hatten unter Dschingischan Rußland erobert, Ungarn überfallen und brachen durch Polen in Schlesien ein. Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien stellte sich ihnen mit Hilfe der deutschen Ordensritter aus Preußen auf der Wahlstatt bei Liegnitz 1241 entgegen und hielt zwei Tage aus, bis das mit dem Zeichen des Kreuzes geschmückte Heer der Deutschen samt seinem Führer erlag. Die Mongolen steckten Heinrichs Haupt auf eine Lanze und forderten dessen Gemahlin auf, die Burg Liegnitz zu übergeben, aber sie schlug das Begehren der Feinde ab und rettete dadurch das Land. Nachdem sie die Burg vergeblich berannt hatten, räumten sie Schlesien, drangen durch Mähren nach der Donau und-kehrten, durch innere Streitigkeiten veranlaßt, (1242) nach dem Osten zurück. Seitdem hatten Deutschland und Ungarn Ruhe vor ihren Einfällen; dagegen blieb ihnen Rußland noch 200 Jahre unterworfen.
Gregors Ix. Nachfolger Innocenz It. gehörte als Kardinal zu den Freunden Friedrichs. Als man den Kaiser aber nach dessen Erwählung beglückwünschte, soll er geäußert haben: „Ich fürchte, daß ich einen Freund unter den Kardinälen verloren habe und einen Feind auf dem päpstlichen Stuhle wiederfinde! Kein Papst kann Ghibelline sein!" Was diese Worte besagten, geschah. Innocenz Iv. knüpfte zwar Friedensverhandlungen mit dem Kaiser an, forderte aber in der lombardischen Streitfrage die Unterwerfung des Kaisers unter die Entscheidung des Papstes. Als Friedrich darauf nicht einging, faßte der Papst den Entschluß, den Kaiser zu stürzen. Er entwich heimlich aus dem Kirchenstaat und begab sich nach Lyon,
Casfians Weltgeschichte Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 12
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74 Zur Erweiterung: Die Gegenreformation.
Aber noch wirksamer als seine Tapferkeit war die Milde, mit der er den Feinden verzieh, wenn sie sich freiwillig unterwarfen. So wurde er Herr des Aufstandes.
Gegen seinen Rat verwies der König die Moriskos aus ihrer Heimat, und sie zogen wehklagend fort aus der blhenden Bega (Ebene) von Granada, die seitdem verdet ist.
Auch in diesem schwierigen Krieg bewhrte sich der spanische Soldat. Er diente hauptschlich als Fusoldat (spanisch Infanterist"). Seine tch-tige Waffe war neben Stodegen und Spie die Muskete oder Arke-buse, die wegen ihres Gewichtes beim Schieen auf eine in den Boden gesteckte Gabel aufgelegt wurde. Noch war der Harnisch im Gebrauch, aber jetzt in der Form des Gnsebauchs", an dessen spitzer Wlbung die feindlichen Kugeln abglitten.
4. Nach dem Verluste des Heiligen Landes hatten sich die Iohan-niter auf der Insel Rhodus niedergelassen; hier spielt Schillers Kampf mit dem Drachen". Als Soliman sie von dort vertrieb, wies ihnen Karl V-, die Insel Malta an. Erfllt von dem Wunsche, das stliche Mittelmeer zu einem trkischen Gewsser zu machen, lie der greise Sultan Soliman die Insel, die an der wichtigsten Stelle des Meeres lag, mit Heer und Flotte angreifen. Aber die Malteser" schlugen alle Angriffe ab und bauten eine neue Hauptstadt, die sie nach dem ruhmvollen Namen ihres Hochmeisters La Valette nannten.
Als dann Solimans Nachfolger den Venezianern Cypern entreien wollte,*) schlug Papst Pius V., ein Dominikaner, der die Strenge seines Ordens auch auf dem Stuhle Petri beibehielt, Spanien und Venedig ein Bndnis vor. Den Sieg erlebte er nicht mehr.
5. Seinern Nachfolger Gregor Xiii. verdanken wir den verbesserten Gregorianischen" Kalender, den zunchst nur die katholischen Lnder annahmen. Die griechisch-katholischen Slawenlnder halten heute noch am Iulianisch en Kalender fest.
3. Philipp Ii. und die Niederlande.
1. Wie in seinem ganzen Reich, in dem die Sonne nicht unterging, wollte Philipp auch in den Niederlanden die Glaubenseinheit aufrecht-erhalten. Er teilte das Land in drei Erzbistmer mit fnfzehn Bistmern; die Ernennung der Bischfe nahm er als sein Recht in Anspruch wie in Spanien. Furchtbar waren seine Glaubensverfolgungen: man berechnete die Zahl der Opfer der Inquisition in den ersten sieben Iahren seiner Regierung auf 36000.
*) Shakespeares Othello; Mallock: In an enchanted Island.
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Extrahierte Ortsnamen: Granada Cypern Spanien Venedig Niederlande Niederlanden Spanien Island
9. Der schmalkaldische Krieg und der Augsburger Religionsfriede. 255*
250000 Mann stark vor Wien, das nur von 17000 Mann ver-1529 theidigt wurde. Doch das kleine Häuflein wehrte sich so tapfer, daß Soliman die Belagerung ausgeben mußte. Drei Jahre später-brach er von Neuem mit furchtbarer Macht nach Westen auf, trat aber beim Herannahen eines starken deutschen Heeres, zu dem auf dringende Mahnung Luthers die protestantischen Fürsten ein ansehnliches Contingent gestellt, den Rückzug an. Noch mehrere Male versuchten die Türken, in Deutschland Eroberungen zu machen, aber mit nicht besserem Erfolge. Eben so wenig gelang es indeß den Habsburgern, die Feinde aus Ungarn zu vertreiben.
Auch zur See machten sich die Bekenner des Islam furchtbar. Unter dem Schutze des türkischen Sultans setzte sich der Corsar (Seeräuber) Chaireddin Barbarossa in Algier und Tunis fest und beunruhigte von hier aus die Küsten des Mittelmeeres.
Da unternahm Karl V. in Gemeinschaft mit Andreas Doria einen Rachezug gegen die Räuber. Tunis wurde erstürmt, unbi535 Tausende von Christensclaven erhielten ihre Freiheit. Doch vermochte Karl die entlegene Eroberung nicht zu behaupten, und das Unwesen dauerte fort. Dies bewog ihn, sechs Jahre später einen zweiten Zug und zwar diesmal nach Algier anzutreten, der indeß wegen anhaltender Regengüsse und furchtbarer Stürme ohne allen Erfolg blieb.
Franz I. ließ die Verlegenheiten, welche dem Kaiser die Angriffe der Türken bereiteten, nicht ungenützt, ja er scheute sich selbst nicht, mit dem Erbfeinde der Christenheit in ein offenes Bündniß zu treten. Er machte seine Ansprüche auf Mailand wieder geltend und siel von Neuem in Norditalien ein. Karl nöthigte ihn zum Rückzüge, spielte den Krieg auf französisches Gebiet und erlangte im Vertrage von Nizza die Anerkennung seiner Rechte auf das vielbestrittene Herzogthum. Nicht glücklicher war Franz, als er sechs Jahre später zum vierten Male zu den Waffen griff. Karl rückte in Frankreich ein und marschirte gerades Weges auf Paris los. Da beeilte sich der König, den Frieden von Crespy etn-1544 zugehen, durch welchen die früheren Verträge erneuert wurden. Damit war das Ueb ergewicht des habsbnrgisch en Hauses in Italien entschieden.
9. Der schmalkaldische Krieg und der Augsburger Religionsfriede.
Nun endlich hielt der Kaiser den Zeitpunkt für gekommen, wo er die Einheit der Kirche wieder herstellen und die Protestanten zum Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückführen könne.
Noch hoffte er indeß, sein Ziel auf friedlichem Wege zu erreichen, und bewog darum den Papst, einem oft ausgesprochenen Verlangen nachzugeben und ein allgemeines Concil nach Trient auszuschreiben.1545
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Extrahierte Personennamen: Chaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl_V. Karl_V. Andreas_Doria Christensclaven Karl Karl Franz_I. Karl Franz Franz Karl Crespy
Extrahierte Ortsnamen: Wien Luthers Deutschland Ungarn Algier Tunis Tunis Algier Mailand Norditalien Nizza Frankreich Paris Italien
3. Friedrich It. 181
Haupt empor, Abfall folgte auf Abfall, und das mächtige Venedig trat an die Spitze des Bundes. Auch Papst Gregor stellte sich auf Seite der Lombarden; und als Friedrich seinem außer der Ehe aebornen Sohne, dem schonen, blondgelockten Enzio, das Königreich Sardinien verlieh, auf welches der römische Stuhl Ansprüche machte, da traf ihn zum zweiten Male der Bann. Wieder erging sich der Papst in maßlosen Schmähungen gegeu den Kaiser. Er beschuldigte ihn der gröbsten Verbrechen, nannte ihn einen Ketzer und h cimlich en Muh amm ed au er und behauptete, Friedrich habe Moses, Christus und Muhammed als die drei großen Betrüger bezeichnet. Friedrich antwortete in gleich heftiger Weise und versicherte in einem Schreiben an die Fürsten Europa's, daß er den rechten christlichen Glauben besäße und dies vor einem allgemeinen Concil darzuthuu bereit sei. Dann fiel er in den Kirchenstaat ein, gewann eine Stadt nach der andern und bedrohte Rom. Da berief Gregor eine Kirchenversammluug, um durch dieselbe den Streit mit dem Kaiser entscheiden zu lassen. Friedrich hatte selbst eine solche gewünscht und sich im Voraus ihrem Urtheile unterworfen. Als er aber sah, daß nur seine heftigsten Gegner dazu eingeladen wurden, erklärte er die Versammlung für ungültig, und sein Sohn Enzio nahm mit einer Flotte mehr als hundert der übers Meer ziehenden Bischöfe gefangen. Kummer und Sorge warfen den Papst aufs Krankenbett, aus dem ein Todtenbett für den fast 100jährigen Greis wurde.
Während der Kaiser tu Italien kämpfte, wurde das nordöstliche Deutschland durch einen. Einfall der Tartarcn (Mongolen) heimgesucht. Nachdem sie unter dem gewaltigen Dschingischan ein ungeheures Reich gegründet, später auch Rußland erobert hatten, drang dessen Enkel Batn mit einem zahlreichen Heere durch Polen in Schlesien ein, die Felder verheerend, Städte und Dörfer niederbrennend und die Einwohner mordend oder als Sclaven mit hinweg schleppend. Da stellte sich ihnen Herzog Heinrich von Liegiütz mit einem ans Schlesiern und Ordensrittern aus Preußen gemischten Heere bei Wahlstatt entgegen. Zwei Tage lang hielt [1241 die wackere Schaar gegen den sechsfach überlegenen Feind Stand, bis sie samt ihrem heldenmütigen Führer der Uebermacht erlag. Doch die Tartaren hatten Respekt vor deutscher Tapferkeit bekommen und setzten ihren Zug nicht weiter fort, sondern wandten sich nach Mähren und Ungarn.
An Gregors Nachfolger Jnnoccnz Iv. bekam Friedrich einen noch weit heftigeren Gegner, als selbst jener es war. Um zur Demüthigung des Kaisers freie Hand zu bekommen, verließ Innocenz Rom und nahm feinen Sitz zu Lyon in Frankreich. Dorthin berief er eine Kirchenverfarnrnlung, welche über die angeblichen Verbrechen des Kaisers zu Gericht sitzen sollte. Friedrich, welcher ahnen mochte, was man im Werke habe, sandte seinen treuen Freund
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_It Friedrich Gregor Gregor Friedrich Friedrich Friedrich_habe_Moses Friedrich Muhammed Friedrich Friedrich Gregor Gregor Friedrich Friedrich Enzio Heinrich_von_Liegiütz Heinrich Gregors Friedrich Friedrich Innocenz_Rom Innocenz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Rom Italien Deutschland Schlesien Ungarn Gregors Frankreich